Ich bin zurück. Zurück in meinem Traumland. Meinem Sehnsuchtsort. Australien hat mich bereits bei meinem ersten Besuch fasziniert. Besonders diese unendlichen Weiten nahezu unberührter Natur haben mich in ihren Bann gezogen und bis heute nicht mehr losgelassen. Doch wie bei meiner ersten Reise an das andere Ende der Erde beginne ich einer Stadt. Diesmal in der Hauptstadt Westaustraliens- in Perth. Während die Vögel in Deutschland sich aufmachen, um die kalten Monate im Süden zu verbringen und die Blätter der Bäume allmählich ihre bunte Herbstfärbung annehmen, beginnt in Australien der Frühling.
Und das bekommen wir auch gleich bei der Ankunft zu spüren. Die Temperaturen in der normaler Weise sonnenverwöhnten Stadt klettern auch tagsüber nur unwesentlich über die 10-Grad-Marke und durch den kalten Wind, der durch die Luft pfeift, fühlen sich diese kühlen Temperaturen sogar noch frischer an. Doch ich werde entschädigt. Gleich, am frühen Morgen. Wodurch? Durch den Sonnenaufgang. Der ganze Himmel leuchtet in den spektakulärsten Farben, die von Orangetönen bis hin zu Violett variieren. Es erscheint mir wie ein Willkommensgruß. Unwesentlich wahrscheinlich für die, die in diesem Land leben und and diese kleien Wunder der Natur gewöhnt sind. Mir zaubert er jedoch ein Lächeln auf das Gesicht und weckt Erinnerungen an vergangene Tage an das Land, nach dem ich mich so gesehnt habe.
Der Westen Australiens ist zu der Frühlingszeit ein beliebtes Reiseziel. Das gilt für Touristen aus anderen Ländern als auch für die Australier von der Ostküste oder aus dem Süden, was uns dazu veranlasst hat, schon im Vorfeld ein Auto für uns zu organisieren. Daran, auf der linken Straßenseite zu fahren gewöhnt man sich schnell. Länger dauert es, bis im Kopf verankert ist, dass der Scheibenwischer und der Blinker jeweils auf der entgegengesetzten Seite des Lenkrads zu finden sind. Aber nach einigen irritierten Blicken der entgegenkommenden Fahrer wird auch dies wieder zur Gewohnheit. Bald schon kommt uns ein gewöhnlicher Kleinwagen, der doch hin und wieder auf den Straßen von Perth zu sehen ist, unter all den mächtigen Geländewägen vor wie ein Spielzeugauto.


Die Architektur in Perth ist wie im den meisten australischen Großstädten: Gebäude im Kolonialstil mischen sich mit hoch modernen Bauwerken und einen interessanten Kontrast entstehen lassen. Viele der alten Gebäude mussten jedoch den neuen Hochhäusern aus Glas und Stahl weichen. Mich ziehen die alten Gebäude meistens mehr an durch ihren Charme und ihre Geschichte, die jedes von ihnen zu erzählen hat. Nur wenig außerhalb des Stadtkerns erscheint das lebendige, geschäftige Perth wie eine Kleinstadt mit einem starken englischen Einschlag. Einen auffallenden Kontrast zu den Gebäuden der Umgebung bietet das Picadilly Theater. Es wurde 1938 von William T. Leighton in Stil des Art Deco entworfen. Der Westen Australiens sehnte sich nach dem Ende der Depression nach Unterhaltung und Genuss, wofür das Picadilly Theater steht. Damals wurden weder Kosten noch Mühen gescheut und das Theater wurde mit modernstem Interieur ausgestattet. Damit war es das erste Kino Westaustraliens, in dem eine Klimaanlage eingebaut wurde. Durch die Arkade wird die Hay Street verbunden mit der Murray Street. Besonders hat mir die farbliche Gestaltung des Gebäudes in Pastelltönen gefallen, sowie die filigranen, geometrischen Details, die allesamt ein perfektes Beispiel für die Ästhetik des Art Deco Stils sind.

Der Kings Park ist wie das Tor zu einer anderen Welt. Gerade noch in der Stadt, gelange ich nach einem kurzen Fußmarsch vorbei an einer Allee von gewaltigen Ghost Gum trees und breit wurzelnden Feigenbäumen zu einem der weltweit größten Stadtparks. Und was mich dort erwartet ist gerade zur Frühlingszeit absolut sehenswert. Sage und schreibe 12.000 Arten von Wildblumen blühen in Westaustralien und eine Vielzahl ist in dem schönen, weitläufigen Kings Park zu bewundern. Und damit verbunden auch die Tierwelt, die im Schutz der Pflanzen Deckung und Nahrung sucht. Immer wieder flattern Vögel auf. Die kleinen, bunten Sittiche sind zahlreich vertreten. Ebenso der Bienenfresser. Gegen Abend landet sogar ein Schwarm schwarzer Kakadus ganz oben auf den Baumwipfeln und lässt mich einen kurzen Blick auf die schönen Vögel erhaschen. Am liebsten wäre ich ewig hier geblieben inmitten der Natur. Dass ich mich noch immer in einer Großstadt befinde, zeigt mir nur die Skyline von Perth, die unterhalb des Parks empor ragt.
Ich kann es dennoch kaum erwarten Richtung Norden aufzubrechen. Und das nicht nur, weil die Temperaturen auf dem Weg in den Norden steigen werden. Perth trägt den Titel ‚Einsamste Großstadt der Welt‘, da sie von allen anderen australischen Siedlungsräumen durch die riesige australische Wüste getrennt ist. Und ich freue mich auf die weniger dicht besiedelten Teile des australischen Westens und auf die Erlebnisse und Eindrücke, die ich in den nächsten Tagen sammeln und auch schildern werde.

